Zehntelbrüder

Mischa, der Ich-Erzähler, ist 24 Jahre alt, arbeitet als DJ und hat gerade ein Problem mit seiner Freundin Hannah. Abwechselnd berichtet er aus seinem Leben in Wien in der Gegenwart und von seiner Kindheit mit wechselnden Bezugspersonen. Dabei erfährt Zehntelbrüder der Leser, wie Mischas Liebe zur Musik geweckt wird: Als Siebenjähriger entdeckt er die gigantische Schallplattensammlung seines Stiefvaters Janek, deren Beats seinen Körper zum Schwingen bringen. Als Teenager legt er selbst auf Privatpartys und in verschiedenen Clubs auf und bekommt später sogar eine wöchentliche DJ-Show im Radio. - Zu Beginn des Romans erscheint die "Familie" mit ihren Halbbrüdern, Stiefschwestern und nicht existenten Verwandtschaftsverhältnissen undurchdringlich, aber die Beziehungen zwischen den unterschiedlichen Charakteren werden so plastisch geschildert, dass sich nach und nach die komplizierten Verhältnisse erschließen. Und der Leser lernt, dass für die Qualität einer Beziehung nicht so sehr Blutsbande entscheidend sind als vielmehr Zuneigung. - Witzig ist der ironisch gebrochene Kinderblick auf die Welt und die selbstironischen Kommentare des Erzählers im Rückblick auf seine eigene Story. Der Roman zeigt eine große Herzlichkeit unter Menschen, die eine eher "problematische" Biografie haben und für die eine Abtreibung eben keine Lösung wäre. Der mit leichter Hand geschriebene Roman macht Mut für moderne Formen des Zusammenlebens und kann allen Büchereien empfohlen werden.

Karin Blank

Karin Blank

rezensiert für den Borromäusverein.

Zehntelbrüder

Zehntelbrüder

Ruth Cerha
Eichborn (2012)

346 S.
fest geb.

MedienNr.: 572501
ISBN 978-3-8479-0506-6
9783847905066
ca. 18,99 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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