Die Bremer Stadtmusikanten
Das Märchen der Brüder Grimm über die "ausgemusterten" Tiere gehört zu den populärsten ihrer Sammlung. Vielleicht liegt das an dem ihm innewohnenden Appell, Solidarität zu üben, vielleicht auch an dem findigen Trick der Tiere. Bemerkenswert ist auch, dass hier keine phantastischen Figuren auftauchen, sondern die Hauptdarsteller zu den gering geachteten Nutztieren gehören. Das hier vorliegende Kinderbuch verwendet die (leicht adaptierte) Originalfassung der Grimms; eine den Kindern unvertraute Sprache, die sie aber mit dem Duktus der Gattung Märchen vertraut machen wird. Die Illustrierung verstärkt den Eindruck des Fremdartigen. Groteske Figuren bewegen sich über eine neblige, wenig möblierte Bühne, die mehr an Becketts "Endspiel" erinnert, als an biedermeierliche Märchen-Ästhetik. Die vier Helden wirken zwar expressiv, aber schwerfällig und bleiben den Betrachtern letztlich fremd. Mit dem Auftauchen der Räuber kommen Grusel-Momente hinzu; ihre marionettenhafte Körperlichkeit sorgt für Dynamik und changiert zwischen Grausamkeit und Komik. Es sind großartige Bilder, die auf starke surreale Effekte setzen und dem Märchen die Portion Fantastik verleihen, auf die der Text verzichtet.
Dominique Moldehn
rezensiert für den Borromäusverein.
Die Bremer Stadtmusikanten
Jacob & Wilhelm Grimm ; [Illustrationen:] Gabriel Pacheco
Bohem (2020)
[36] Seiten : farbig
fest geb.
Borromäus-Altersempfehlung: ab 5