Arche Noah

Der Roman besteht aus zwölf Geschichten, die in den ersten Jahren des 21. Jh. spielen. Die einzelnen Kapitel sind miteinander verwoben, indem jeweils eine der (Neben-)Personen die Hauptperson des folgenden Kapitels wird. Der erste Teil handelt beispielsweise Arche Noah von Achmad, der sich von seiner Freundin Hâgar trennt, weil er hofft, eine amerikanische Internet-Bekanntschaft heiraten und nach Amerika auswandern zu können. In der zweiten Geschichte wird Hâgar mit einem Ägypter verheiratet, der in den USA lebt. Dann ist ein Angestellter des Bräutigams die Hauptperson, dessen illegale Einwanderung über Südamerika geschildert wird, anschließend der Sohn seines neuen Arbeitgebers, der in Großbritannien lebt. Andere Kapitel führen von Italien oder Osteuropa nach Deutschland oder in arabische Staaten wie Kuwait. So entsteht eine Art Reigen der Flüchtlinge. - Der 1962 in Kairo geborene Autor entwirft ein ägyptisches Gesellschaftsbild, das zwar zu großen Teilen nicht in Ägypten, aber immer unter Ägyptern spielt, die "die Arche Noah bestiegen", d.h. das Land verlassen haben oder diesen Schritt planen. Trotz der unterschiedlichen Herkunft, Motive und Wege ins Ausland, bleibt das verbindende Element: Alle Personen wollen ihre Heimat Ägypten verlassen, weil sie dort für sich keine Zukunft sehen. Die Geschichte eines Landes, das von Korruption beherrscht wird und jungen Menschen kaum Chancen bietet, ist als Teil der Vorgeschichte des Arabischen Frühlings in jedem Fall interessant zu lesen und empfehlenswert.

Eva Richter

Eva Richter

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Arche Noah

Arche Noah

Chalid al-Chamissi
Lenos-Verl. (2013)

407 S.
fest geb.

MedienNr.: 381426
ISBN 978-3-85787-422-2
9783857874222
ca. 28,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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