Guillaume, der Spion
Es war schon ein medienwirksames Ereignis, als 1974 der damalige Bundeskanzler Willy Brandt zurücktrat, weil die Affäre um den Spion Günter Guillaume, der sich zu seinem persönlichen Referenten hochgedient hatte, öffentlich wurde. 1956 wurde die "Flucht" von Günter Guillaume zusammen mit seiner Ehefrau in die Bundesrepublik vom Staatssicherheitsdienst der DDR sehr glaubhaft inszeniert. Als Flüchtling wurde er in die SPD aufgenommen und arbeitete sich in den Parteigremien immer weiter nach oben. Sehr schnell erwarb er das Vertrauen seiner Vorgesetzten. Sein Organisationstalent und sein unermüdlicher Arbeitseinsatz brachten den Aufstieg zum Persönlichen Referenten des Bundeskanzlers. Jetzt hatte er Zugang zu vertraulichen Dokumenten und er bekam auch Einblick in die Privatsphäre seines "Chefs". Wie so oft brachte ein Zufall den Verfassungsschutz darauf, dass es sich bei Guillaume um einen Spion handeln könnte. Als Leser kann man mit dem Kopfschütteln kaum mehr aufhören, wenn man realisiert, wie dilettantisch die Ermittlungen geführt wurden. Dagegen ist es faszinierend zu lesen, wie Guillaume es überhaupt geschafft hat, seine Karriere als Spion zu machen, aber auch, wie sein Leben nach der Festnahme bis zum Tod 1993 weiter verlaufen ist. Das Buch ist in journalistischer Sprache verfasst, arbeitet immer wieder Dokumente ein und wird so zu einem in der Wirklichkeit angesiedelten "Agentenkrimi"!
Gerd Fleder
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Guillaume, der Spion
Eckard Michels
Links (2013)
414 S. : Ill.
fest geb.