Meine Flucht nach Hause
Es war ein Leben, in das sich die großen Schrecknisse des 20. Jh. tief eingegraben hatten: der Terror der Nazis gegenüber den Juden, Flucht und Vertreibung in die Sowjetunion, das Leben im stalinistischen Gulag, die Zerstörung der Familie, der Kampf um einen jüdischen Staat und der Hass zwischen Juden und Arabern. All dies hat Josef Ben-Eliezer, wie er sich später nannte, erlebt, mehr noch erlitten, und er beschreibt es, ohne seine eigenen Ängste, sein Versagen in Extremsituationen zu beschönigen, ganz ruhig in einer einfachen und schlichten Sprache. Aber es sind nicht die großen Dramen der Weltgeschichte, die dieses Buch vermitteln will; vielmehr geht es um das Zeugnis eines Mannes, der sich der Abgestumpftheit entwindet, die oft so großes Leid verursacht, und über ideologische Zwischenstufen (Zionismus, Sozialismus, Atheismus) schließlich in einer christlichen Brüdergemeinde zum Glauben an Jesus findet. Ben-Eliezer hat an sich selbst erfahren, wie schnell der Mensch vom Opfer zum Täter werden kann, dass man jedoch in der Nachfolge Jesu den Nächsten wirklich lieben, Gewalt überwinden und so wahrhaft menschlich leben kann. - Ein eindrucksvolles Lebenszeugnis, lesenswert.
Richard Niedermeier
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Meine Flucht nach Hause
Josef Ben-Eliezer
Neufeld (2015)
144 S. : Ill., Kt.
fest geb.