Mathilde von Canossa
Im Zusammenhang mit Kaiser Heinrichs IV. berühmtem Gang nach Canossa wird in den Geschichtsbüchern erwähnt, Heinrich habe Papst Gregor VII. in der Burg der Markgräfin Mathilde von Canossa getroffen. Über Mathildes Rolle bei diesem Höhepunkt des Investiturstreits erfährt man in der Regel nichts. Die Verfasserin dieser Biografie verfolgt zunächst den Aufstieg der Canusiner zu einem mächtigen und reichen Fürstengeschlecht mit weit gestreutem Besitz in Italien und dann auch in Lothringen. Mit zwei Frauen, nämlich Gräfin Beatrix und dann ihrer Tochter Mathilde ist der Zenit des Aufstiegs der Familie erreicht. Nach dem Tod von Beatrix herrscht Mathilde allein über ihre Besitzungen. Obwohl zweimal verheiratet, lehnt sie ein Eheleben ab. Ihr einziges Kind stirbt früh. Ihr ganzes Leben ist von tiefer Frömmigkeit geprägt. Sie setzt sich für das Reformpapsttum ein und ist mit Papst Gregor VII. befreundet. Ihre Machtposition in Italien ist für die Verbindung zwischen den Päpsten in Rom und dem deutschen König oder Kaiser besonders wichtig. Die Autorin verfolgt die vielen Reisen Mathildes anhand der Beurkundungen eingehend. - Mathilde ist eine interessante Figur des Hochmittelalters, die erhaltenen Urkunden informieren über viele Rechtsgeschäfte, nicht zuletzt fromme Stiftungen, aber über die Persönlichkeit der Markgräfin sagen sie zu wenig aus, sodass vieles, was interessieren würde, im Dunkeln bleiben muss.
Hans Niedermayer
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Mathilde von Canossa
Elke Goez
Primus-Verl. (2012)
238 S. : Ill., Kt.
fest geb.