Orthodoxie

Die Welt ist mit ihren Ideologien und modernen Philosophien ein Irrenhaus, aus dem nur der katholische Glaube befreien kann. Was vordergründig wie schwärzester Pessimismus und völlige Ignoranz erscheint, entpuppt sich bei G. K. Chesterton als ein strahlend helles, zeitlos modernes Plädoyer für ein noch unverstelltes Menschsein, das die Wunder des Lebens, den Reichtum der Wirklichkeit noch staunend fassen kann. Nur diesem Blick gelinge es, das Zusammenspiel von menschlicher und göttlicher Freiheit zu begreifen, die Widersprüche des Lebens auszuhalten, in der Welt zugleich heimisch und - Kritik wie Weltverbesserung ermöglichend - fremd zu sein und schließlich auch aus den Paradoxien des christlichen Glaubens Sinn zu schöpfen. Chesterton entfaltet diese Idee mit hintergründigem Humor, in der Leichtigkeit einer Sprache und Gedankenführung, wie sie uns Deutschen meist fremd ist, und in Rückschau auf seine ganz persönliche intellektuelle Entwicklung. Doch steckt ein Scharfsinn dahinter, der sich zwar nicht in die Enge eines Systems einzwängen lassen, aber doch das Ganze des Glaubens in seinem Wesenskern zurückerobern will. Dass "Orthodoxie" auch nach 100 Jahren hochaktuell ist, belegt M. Mosebachs Einführung dazu, der man nur dort widersprechen möchte, wo die berechtigte Kritik an einem überzogenen "Aggiornamento" sich zu einem Pessimismus bezüglich der Glaubenstreue der katholischen Kirche auswächst, der dem Geist Chestertons wohl fremd ist. 2001 brachte der Eichborn Verlag in "Die Andere Bibliothek" als Bd. 187 Chestertons "Orthodoxie" wieder heraus, doch diese Auflage war schnell vergriffen. Nun gibt es wieder eine preisgünstige Lizenzausgabe, zwar kartoniert, doch sollten Büchereien, welche diesen Klassiker christlicher Apologetik nicht (mehr) im Bestand haben, die Gelegenheit unbedingt nutzen!