"Gute Ehen werden in der Hölle geschlossen"
Paarbeschreibungen sind nicht nur für Romane und Filme interessant, sondern Alfred Sobel zeigt, dass auch die Biografie einer gelebten spannungsreichen Beziehung wirklich lesenswert ist. Der Autor ist Theologe, Bibliothekar, Mediator, Journalist und bereits mit seiner Frau zusammen als Verfasser eines Elternratgebers für Pubertätsfragen hervorgetreten. In 24 kurzen Kapiteln mit griffigen Überschriften und einigen Schwarzweißfotos zeichnet er den gemeinsamen Lebensweg des Dramaturgen und Schriftstellers Hugo Ball, der heute vielleicht noch als Begründer des DaDa in Erinnerung ist, und der Vortragskünstlerin und Schriftstellerin Emmy Ball-Hennings in klaren Linien. Im Mittelpunkt steht das Verhältnis der beiden Exzentriker als Liebes- und späteres Ehepaar, das von gegensätzlichen Charakteren und misslichen Lebensumständen wie Armut und Exil geprägt ist. Er ein intellektueller Querkopf, aber fürsorglich bemüht um eine freiheitsliebende, drogengefährdete und zugleich gläubige Künstlerin: Das gibt den Grundton für dieses ungleiche Paar, der sich mit dem Wunsch nach weltanschaulicher und religiöser Orientierung vermengt. Einfühlsam und lebendig geschrieben. Das Spannungsverhältnis von Anarchie und Gläubigkeit frühchristlicher Prägung bei Hugo Ball bleibt unberücksichtigt, wohl, weil es für die Paarbeziehung von sekundärer Bedeutung ist. Die schriftstellerische Leistung beider wird leider kaum betrachtet. Eine tabellarische Lebensübersicht wäre hilfreich gewesen. - Ab mittleren Beständen zu empfehlen.
Bernhard Grabmeyer
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
"Gute Ehen werden in der Hölle geschlossen"
Alfred Sobel
fe (2015)
191 S. : Ill.
fest geb.