Wüstenblut
Obwohl es sich eigentlich um einen Kriminalroman handelt, wird der Leser zunächst in das Alltagsleben Saudi-Arabiens eingeführt. Dabei zeigt die Autorin keinesfalls die Welt aus Tausend-und-einer-Nacht auf, sondern ein Königreich mit äußerst strengen
Moralgesetzen und einer für uns kaum nachvollziehbaren Frauenunterdrückung. Aber es gelingt ihr vortrefflich, in diesen Kontext spannende Kriminalfälle einzubauen, deren Aufklärung wiederum durch das starre religiöse System und strenge Verordnungen erschwert wird. In der saudischen Wüste werden durch Zufall 19 verstümmelte Frauenleichen entdeckt. Erschüttert muss sich die örtliche Polizei eingestehen, dass hier unbemerkt über Jahre hinweg ein Massenmörder am Werk war. Die Tatsache, dass die Toten ausschließlich von den Philippinen stammten und allesamt nicht als vermisst gemeldet worden waren, erleichterte dem Täter sein grausames Vorgehen. Offensichtlich handelte es sich um illegale Hausangestellte. Schnell gehen die Kriminalbeamten daher von einem ausländischen Verbrecher aus. Allein Ibrahim Zahrami, dem die Aufklärung des Falles übertragen wurde, ist anderer Meinung. Er kennt die religiöse Bedeutung der Zahl 19 im Islam und er führt unter diesem Aspekt seine weiteren Untersuchungen durch. - Der Roman gewährt viele authentische Einblicke in das Saudi-Arabien von heute. Er ist äußerst spannend und dennoch sehr informativ. Für Leser, die an Kriminalgeschichten aus einer etwas anderen Welt interessiert sind, sehr zu empfehlen. (Übers.: Karin Dufner)
Edith Schipper
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Wüstenblut
Zoë Ferraris
Pendo (2014)
378 S.
fest geb.