Von Männern und Menschen

Finnland 1972: Der Ich-Erzähler findet notgedrungen Arbeit bei einem Flaschnerbetrieb, denn sein erkrankter Vater kann ein Auto nicht mehr abbezahlen. Damit übernimmt der Junge gewissermaßen dessen Schulden, ohne es ihm zu sagen. Während der Arbeitswochen Von Männern und Menschen wohnt er mit anderen Saisonarbeitern in einem Wohnwagen auf dem Firmengelände. Sein Mitbewohner ist der geistig behinderte Reijo, mit dem er sich anfreundet. Lange Zeit muss sich der Erzähler mit den Eigenarten der Arbeitswelt auseinandersetzen. Immer wieder tauchen Begriffe auf, die umschreiben, dass er nun als Mann handeln muss. Er erfährt auch, dass der Behinderte zuhause nicht gut gelitten ist, und hilft ihm letztlich zu einem stabilen Lebensumfeld. - Der Autor arbeitet fein heraus, wie sich der bisherige Schüler der veränderten Lebenssituation stellt. Er trägt plötzlich Verantwortung für die ganze Familie, zumindest nach seinen Vorstellungen, und will schnellstmöglich die Kindheit hinter sich lassen. Dazu übernimmt er bereitwillig die Gewohnheiten der Bauarbeiter und Verhaltensmuster der Art, dass ein Mann handle und nicht schwätze. Diesen Punkt im Leben hat wohl jeder Mann - und auch jede Frau - auf seine Weise erlebt, wohl aber selten so gebündelt wie der Protagonist. Daneben hat das Buch seinen besonderen Reiz für Leser, die 1972 etwa gleich alt waren, für alle anderen auch wegen des Vergleichs zwischen Finnland und Deutschland. (Übers.: Stefan Moser)

Pauline Lindner

Pauline Lindner

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Von Männern und Menschen

Von Männern und Menschen

Olli Jalonen
Mare (2016)

543 S.
fest geb.

MedienNr.: 586429
ISBN 978-3-86648-241-8
9783866482418
ca. 24,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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