Nemesis

Bucky Cantor ist ein höchst verantwortungsvoller Mensch. Seine Aufgabe im heißen Kriegssommer 1944 in New York ist die Betreuung der Jungen seines jüdischen Viertels. Obwohl sportlich in Topform, wurde er wegen starker Kurzsichtigkeit ausgemustert. Nemesis Nun kämpft er in der polioverseuchten Stadt an anderer Front. Jeder Verlust eines seiner Jungen durch die Polioerkrankung wird für ihn zu einer persönlichen Niederlage, belastet ihn mit quälenden Schuldgefühlen und stärkt seinen Hass auf einen ungerechten Gott. Neben der Erzählung um das Fortschreiten der Epidemie stehen Buckys innere Konflikte im Mittelpunkt des Buches. Als er auf Drängen seiner Freundin eine Stelle als Betreuer in einem poliofreien Feriencamp annimmt, steigert er sich in immer tiefere Schulgefühle. Er empfindet das Verlassen der polioverseuchten Stadt als Dissertation. Und schließlich zerbricht er an seinem Hader mit sich und Gott, als auch das Camp von der Seuche heimgesucht wird - durch ihn als Überträger? Bucky wird in seinem gnadenlosen Verantwortungs- und Schuldgefühlen immer unmenschlicher. Als Gegenspieler tritt einer seiner Schüler Arnie auf, dem er viele Jahre später seine Schuldgefühle darlegt. Auch Arnie ist von Polio gezeichnet, demonstriert aber positiven Umgang mit seinem Schicksal. Dennoch bleibt Bucky mit seinem pessimistischen Lebensgefühl dominant. Die Sprach- und Erzählkunst des Autors mildern nicht unbedingt das unchristliche Bild eines bösartigen Rachegottes (oder der Göttin Nemesis).

Lotte Schüler

Lotte Schüler

rezensiert für den Borromäusverein.

Nemesis

Nemesis

Philip Roth. Gelesen von Joachim Schönfeld
Hörverl. (2011)

6 CDs
CD

MedienNr.: 345276
ISBN 978-3-86717-710-8
9783867177108
ca. 24,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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