Srebrenica

Ein gutes Jahrzehnt dauerte der Auflösungsprozess des ehemaligen Jugoslawiens Ende des vergangenen Jahrhunderts. Überall und von allen beteiligten Parteien mitverschuldet fanden in dieser Zeit grausame Verbrechen statt. Nirgendwo aber wurde die Gewalt Srebrenica so gezielt und brutal als Mittel der Vertreibung eingesetzt wie Anfang Juli 1995 in Srebrenica. Innerhalb weniger Tagen wurden dort 8372 Männer und Jungen von einer aufgehetzten serbischen Miliz exekutiert. Über dieses unvorstellbare Massenverbrechen existieren inzwischen eine Reihe von Untersuchungen, Erinnerungen und Abhandlungen. Die Studie des Münchner Journalisten Matthias Fink aber übertrifft in ihrer Detailgenauigkeit alle bisher vorliegenden Aufarbeitungen der Verbrechenstage in Srebrenica. Würde es sich nur um eine ausschließlich an den bekannten Fakten orientierende historische Arbeit handeln, wäre sie vermutlich nur von Fachhistorikern und Kriegsarchivaren lesbar. Aber dem Autor gelingt es, die akribische Nüchternheit von Fußnoten einzufügen in einen episch großen Erzählrahmen, der die Geschichte von Mirnes Osmanovic erzählt. Auf diese Weise bekommen die Ereignisse in Srebrenica ein Gesicht. Opferzahlen, Täterzahlen zusammenzutragen ist wichtig, um der 'Wahrheit' eines Verbrechens dieser Dimension nahezukommen. Aber erst durch die Erzählung von Einzelschicksalen kommt man einem historischen Ereignis wirklich nahe. Ein jeder Hinsicht bedeutendes Dokument, mit dem - hoffentlich - niemals vergessen wird, für was der Name 'Srebrenica' steht.

Carl Wilhelm Macke

Carl Wilhelm Macke

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Srebrenica

Srebrenica

Matthias Fink
Hamburger Ed. (2015)

977 S. : Ill., Kt.
fest geb.

MedienNr.: 582893
ISBN 978-3-86854-291-2
9783868542912
ca. 45,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Ge
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