Die Judenbuche

Die düstere Novelle um Friedrich Mergel gehört zur Pflichtlektüre vieler Schulen. Sie vereinigt vordergründig eine Kriminalgeschichte mit einer Studie der sittenstrengen Gesellschaft, in der Abweichen von der Norm die Menschen schnell zu Außenseitern Die Judenbuche werden lässt. Auch Friedrich Mergels Geburt stand unter dem Stigma des Außenseitertums - Vater Alkoholiker, spät verheiratete Mutter. Schon der Tod seines Vaters wird in diesem Comic als Mord angedeutet, später wird der Förster auf der Jagd nach Holzdieben erschlagen und schließlich der Jude, dem Mergel Geld schuldet. Zusammen mit seinem Freund Johann entzieht Mergel sich der Verhaftung. 28 Jahre später kehrt ein gebrochener Mann in das Dorf zurück, gibt sich als Johann aus und wird bald erhängt am Schauplatz des Mordes gefunden, an der Judenbuche. Anhand einer Narbe glaubt man Friedrich zu erkennen. Es ist ein Wagnis, diese vielschichtige Novelle als Comic zu gestalten. Wenn dadurch junge Leser leichter den Zugang erhalten sollen, so ist das m.E. kaum gelungen. Zu schwierig ist an manchen Stellen das Verfolgen der Handlung, da die Gesichter nicht immer auf den ersten Blick zuzuordnen sind. An anderer Stelle hat die Grafikerin ihre persönliche Interpretation der Empfindungen der Protagonisten in die Gesichter geschrieben und lenkt dadurch den Leser in eine vorgegebene Richtung. Die düstere Atmosphäre von gesellschaftlicher Enge und starren Normen ist gut gelungen. Ob das aber reicht, um Jugendliche zum Lesen zu animieren, bleibt fraglich. Doch da die Lektüre der Novelle noch immer zum Unterrichtsstoff gehört, kann der Vergleich mit dem ursprünglichen Text interessant werden.

Lotte Schüler

Lotte Schüler

rezensiert für den Borromäusverein.

Die Judenbuche

Die Judenbuche

Julian Voloj ; Claudia Ahlering. Nach Annette von Droste-Hülshoff
Knesebeck (2017)

131 S. : überw. Ill., Kt.
fest geb.

MedienNr.: 588461
ISBN 978-3-86873-934-3
9783868739343
ca. 24,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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