Mein fernes, fremdes Land

"Wie klingt es, wenn einer Neunundachtzigjährigen das Herz bricht? ... gewiss nur ein leises, zartes Geräusch." (S. 11). Leise, bescheiden, nie vorwurfsvoll oder bitter erzählt die 89-jährige Lilly ihr langes Leben - nach dem Selbstmord ihres geliebten Mein fernes, fremdes Land Enkels Bill, der gebrochen aus dem ersten Irakkrieg zurückkam, will sie nicht weiterleben - doch ihre Erinnerungen sollen nicht verlorengehen. Immer wieder wurden ihr für ihr Leben wichtige Männer genommen: ihr Vater, ein irischer Polizeioffizier in Dublin im Dienst der Briten, musste für die "falsche" Seite bezahlen, mit ihrem Verlobten Tadg musste sie aus Irland fliehen, weil er als "Verräter" auf der Todesliste der IRA stand, in den USA wurde er schließlich doch erschossen. Sie floh danach von Chicago nach Cleveland, fand eine Stellung in einem Haushalt und lernte von der Schwarzen Cassie das Kochen, heiratete ihren zweiten Mann, der aber während ihrer ersten und einzigen Schwangerschaft spurlos verschwand. Mit ihrem Sohn Ed fand sie bei einer reichen Familie als Köchin Arbeit; doch Ed kämpfte später im Vietnamkrieg und kam traumatisiert zurück. Deshalb zog sie seinen Sohn Bill auf, der schließlich seelisch erschüttert aus dem ersten Irakkrieg zurückkam. - Die wunderbar poetische und bildhafte Sprache bildet einen faszinierenden Kontrast zu der spannenden, oft tragischen Handlung. Unbedingt empfehlenswert! (Übers.: Petra Kindler und Hans-Christian Oeser)

Gudrun Eckl

Gudrun Eckl

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Mein fernes, fremdes Land

Mein fernes, fremdes Land

Sebastian Barry
Steidl (2012)

314 S.
fest geb.

MedienNr.: 367331
ISBN 978-3-86930-513-4
9783869305134
ca. 19,90 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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