Am Ufer
Esteban lebt in Olba, einer kleinen Stadt, die am Rande eines Sumpfgebietes liegt, dem El Marjal. Die Schreinerei, die er zusammen mit seinem Vater betrieben hat, ist in Konkurs gegangen. Hinzu kommt, dass er durch Immobiliengeschäfte den Großteil seiner Ersparnisse verloren hat. Nun pflegt Esteban, selbst schon in den Sechzigern, seinen Vater, zu dem er nie eine wirklich gute Beziehung aufbauen konnte. Das ist der Ausgangspunkt von Rafael Chirbes' neuem Roman. Esteban reflektiert sein Leben, das seines Vaters und Großvaters, und kommt zu dem Schluss, dass der Mensch im Wesentlichen ein Tier ist: gierig, triebhaft und rücksichtslos. Auch weitere Figuren im Umkreis Estebans kommen zu Wort, wodurch der Blick auf die soziale und moralische Krise der spanischen Gesellschaft erweitert wird. Der Marjal (Sumpf), an dessen Ufer Olba liegt, wird im Laufe des Romans mehr und mehr zum Symbol für die pessimistische Weltsicht des Autors, in der es jenseits der Verwesung und der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen nur wenig Hoffnung gibt. (Übers.: Dagmar Ploetz)
Walter Brunhuber
rezensiert für den Borromäusverein.
Am Ufer
Rafael Chirbes
Kunstmann (2014)
429 S. : Ill.
fest geb.