Scheißrentiere
Den beiden norwegischen Postlern Leif und Roy stinkt es: sie wollen raus aus dem Trott des Mittelmaßes und endlich das große Geld verdienen. Sie kommen auf die glorreiche Idee, den Folklorewahn des internationalen Tourismus auszunutzen: In der hinterwäldlerischsten Region Norwegens ziehen sie ein Erlebniscamp für alle die auf, die sich für die ursprüngliche Kultur der Samen, auch bekannt als Lappen, interessieren. Mit gemieteten Rentieren, einem "Geisterbräu" aus gefärbtem Wodka und Beeren und ein paar auf samisch getrimmten Baracken scheint ihr Outdoor-Samen-Camp auch wider erwarten ein Erfolg zu werden. Und das, obwohl beide von der echten Kultur der Samen keine blasse Ahnung haben. Doch dann naht das Verhängnis in dem neunmalklugen französischen Paar Pierre und Eloise, die alles ganz genau wissen wollen. Und Leif und Roy müssen ihre grauen Zellen sehr anstrengen, damit der große Bluff nicht auffliegt. - Eine herrliche Satire auf den Outdoor- und Ethnowahn im internationalen Tourismus. Und dass die beiden Hauptfiguren so authentisch gezeichnet sind, liegt nicht zuletzt daran, dass Autor Magne Hovden selber ein skurriler Typ ist: Als Schriftsteller, Cartoonist, Literaturagent, Transportunternehmer und Goldgräber mit Wohnsitz in Kirkenes (nördlich des Polarkreises) besitzt er die nötige Lebenserfahrung! Und sein Stil ist ebenso skurril, humorvoll, absurd, wie die ganze Story. Aber Vorsicht: Wer dieses Buch anfängt, wird es nicht wieder aus der Hand legen, bis er fertig ist, und dabei Seitenstechen vom vielen Lachen bekommen haben. (Übers.: Frank Zuber)
Günter Bielemeier
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Scheißrentiere
Magne Hovden
Malik (2011)
218 S. : Ill., Kt.
fest geb.