Die Verschwundenen

"Von manchen Ereignissen wüsste er nicht einmal mit letzter Sicherheit zu sagen, ob sie Wirklichkeit oder Fantasie sind." Diese Frage wird sich am Ende dieses Kriminalromans des Finnen Marko Kilpi sicher auch mancher Leser stellen. Mit 'Die Verschwundenen' Die Verschwundenen legt der preisgekrönte Finnische Krimi-Autor Marko Kilpi sein zweites Werk vor. Skandinavische Krimis sind en vogue. Auf dieser Welle reitet Kilpi mit. Kilpis neuestes Machwerk ist dabei ein Krimi der ganz harten Gangart. Sado-Maso-Praktiken und Gewaltexzesse an und von Jugendlichen stellen sogar die Brutalität der chronisch Kaputten, in diesem Fall des Gewaltverbrechers Routala, in den Schatten. Die Suche nach den verschwundenen Jugendlichen bildet den Handlungsrahmen. Kommissar Olli Repo und der Polizeianwärter Heikki Salmi sind die polizeilichen Protagonisten des Romans. Er handelt von von moralischen und kulturellen Grenzen, ihren Überschreitungen und ihren Abschaffungen. Der Typus des gebrochenen Charakters ist auf allen Ebenen anzutreffen. Es gibt keine Person, die ohne Blessuren und unschuldig durch diese Geschichte kommt. Alle Figuren scheinen irgendwie Gefangene der obwaltenden Verhältnisse zu sein. Der Erfolg des ehrlichen und aufrechten Menschen existiert in Kilpis Welt nicht. Der Roman zeichnet ein ausschließlich kaputtes, düsteres und beängstigendes Bild der gesellschaftlichen Gegenwart. Lediglich in der Sehnsucht Repos nach trauter Zweisamkeit mit seiner gescheiterten Partnerin oder in der gewaltsam zu Ende gebrachten Beziehung zwischen der Journalistin Saastamoinen und dem Polizeischüler Salmi erhellen kleine Hoffnungsschimmer die düstere Atmosphäre.

Karsten Steil-Wilke

Karsten Steil-Wilke

rezensiert für den Borromäusverein.

Die Verschwundenen

Die Verschwundenen

Marko Kilpi
Grafit (2011)

335 S.
fest geb.

MedienNr.: 569627
ISBN 978-3-89425-666-1
9783894256661
ca. 19,99 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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