Saint Mazie

Unterstellt, es gibt wirklich den mehrfach genannten journalistischen Bericht über Mazie Phillips, hat die Autorin aus den knappen Fakten einen Lebensweg einer Frau (re-)konstruiert, die aus ärmlichen, eher asozialen Verhältnissen stammend bei ihrer Saint Mazie älteren Schwester Anfang des vergangenen Jahrhunderts im brodelnden New York aufwächst. Die junge Frau ist sehr lebenslustig und nützt die Vergnügungsmöglichkeiten ihres Viertels. Ihren Lebensunterhalt verdient sie sich als Kassiererin im Kino ihres Schwagers, der mit eher zwielichtigen Geschäften zugange ist. Vom Kassenhäuschen aus sieht sie ihre Umwelt. Dort lernt sie eine katholische Ordensschwester kennen, die ihr die Augen für das Elend mancher Gruppen öffnet. Davon enthält ihr Tagebuch viel. Ergänzt werden diese kurzen Schilderungen durch "Augenzeugenberichte". Die große Wirtschaftskrise nach dem Schwarzen Freitag bewegt Mazie zu massiver Unterstützung plötzlich arbeits- und obdachlos werdender Männergruppen. Die Alkoholikerin Mazie wird zum Engel der Gestrandeten. - Die Autorin hat den nachgezeichneten Lebensweg aus vielen Perspektiven zusammengesetzt. Das gibt dem Ganzen viel Farbe und Ausblicke auf Situationen außerhalb der engen Lebenswelt Mazies. Der Roman zeigt eine interessante Facette der jungen, turbulenten Geschichte des Big Apples und zugleich ein Beispiel des für die USA typischen privaten Mäzenatentums. Durchaus lesenswert. (Übers.: Barbara Christ)

Pauline Lindner

Pauline Lindner

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Saint Mazie

Saint Mazie

Jami Attenberg
Schöffling (2016)

375 S.
fest geb.

MedienNr.: 833150
ISBN 978-3-89561-203-9
9783895612039
ca. 24,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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