Black Box
Eine Frau wird als verdeckte Ermittlerin auf einen Staatsfeind angesetzt. Die futuristische Zivilagentin lässt ihren Körper im Interesse der nationalen Sicherheit zwecks Datenerfassung technisch zur Black Box aufrüsten und dringt unter Einsatz ihres Lebens in das auf einer Klippe liegende Anwesen des gut bewachten Mannes ein. Sie wird angeschossen, flüchtet mit dem Motorboot, steuert einen Hotspot an und meldet ihren Notfall durch Betätigen eines hinter ihrem Knie angebrachten Schaltknopfes. Die Frau wird geborgen und verhindert mit den erbeuteten, jetzt in ihrem Körper gespeicherten Daten einen Anschlag, dem Tausende von Amerikanern zum Opfer hätten fallen können. - Pulitzer-Preisträgerin Jennifer Egans neuestes literarisches Experiment wurde erst einmal digital getwittert, bevor der Text analog publiziert wurde. Das kleine Büchlein ist schnell durchgelesen. Die Tweets im 140-Zeichen-Takt sind als Mischung aus Selbstgespräch und Anweisungen eines unsichtbaren Instrukteurs angelegt und werden wie telegrammartige Kurznachrichten getwittert. Der Autorin gelingen mit ihrer Aneinanderreihung von Tweets durchaus bemerkenswerte Gedankensplitter. Der intelligente Versuch, eine moderne Geschichte in komprimierter Form zu erzählen, ist für Leser mit Interesse für experimentelle Literatur unbedingt lesenswert. (Übers.: Brigitte Walitzek)
Günther Freund
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Black Box
Jennifer Egan
Schöffling (2013)
89 S.
fest geb.