Die freien Frauen

Irina Liebmann, geboren 1943 in Moskau, studierte Sinologie in Leipzig. Seit 1975 lebt sie als freie Schriftstellerin in Ost-, später in Westberlin. Ihr Roman "Die freien Frauen", Erstausgabe 2004, steht in der Tradition der romantischen deutschen Die freien Frauen Erzählung. In einem beinahe altmodischen, weit gespannten Erzählton erfahren wir die Geschichte von Elisabeth Schlosser. Ihre Identität ist brüchig, sie zweifelt, ob sie wirklich die Person ist, die sie zu sein scheint. Sie ist verzweifelt, alleingelassen mit ihrem erwachsenen Sohn, der weder isst noch mit ihr spricht, den sie retten will und dabei in eine Welt der Gespenster gleitet. Sie ist eine desillusionierte und verloren im vereinigten Berlin herumirrende Heldin. Nach einer Hypnosesitzung fährt sie ins polnische Katowice. 1943 dort geboren, ist sie nun auf der Suche nach ihrer Vergangenheit. Die Künstlerin jongliert mit Bildern, Eindrücken und mit Schemenhaftem in einer schönen, bedächtigen Sprache. Der Winter in Berlin als Metapher für Elisabeth Schlossers eingefrorene Identität. In Katowice kommt sie ihrer Herkunft näher, gräbt dort in der Vergangenheit ihres Vaters, erfährt aber nur Fragmente, die sie besser hinter sich ließe. - Dem Roman haftet etwas Geisterhaftes, schwer Fassbares an. Es ist eine Geschichte unserer eigenen Zeit, in der so viele Grenzen überschritten wurden und so viel Unvorstellbares geschah und geschieht. Für ihre Bücher erhielt Irina Liebmann unter anderen den Aspekte-Literaturpreis und den Berliner Literaturpreis. Sehr lesenswert.

Gudrun Schüler

Gudrun Schüler

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Die freien Frauen

Die freien Frauen

Irina Liebmann
Schöffling & Co (2021)

206 Seiten : Illustrationen
fest geb.

MedienNr.: 983211
ISBN 978-3-89561-259-6
9783895612596
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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