Vorgefühl der nahen Nacht
Im kommenden Jahr ist der 70. Todestag des Autors Stefan Zweig. Der Franzose Laurent Seksik hat ein berührendes Buch über Zweigs letzte Monate in seinem brasilianischen Exil geschrieben, bevor er sich gemeinsam mit seiner 30 Jahre jüngeren Frau Lotte das Leben nahm. In Brasilien war der Schriftsteller 1936 auf einer Lesereise gefeiert worden - aber jetzt nach seiner Flucht aus Europa plagt ihn das Heimweh und seine toten Freunde erscheinen ihm nachts im Schlaf. Seine Frau Lotte leidet unter Verlustängsten. Behutsam beschreibt Seksik, was die beiden in den Tod getrieben hat. Sprachlich scheint es, als versuche der Franzose, Zweigs Stil nachzuahmen. Aber er reicht nicht an seinen Protagonisten heran. "Vorgefühl der nahen Nacht" macht Lust, die Bücher von Stefan Zweig wieder zu entdecken. Dem interessierten Leser sei besonders die schillernde, atmosphärisch dichte Autobiografie "Die Welt von gestern" ans Herz gelegt. Aber Seksiks Zweig-Roman ist ebenfalls lesenswert und für alle Bestände geeignet. (Übers.: Hanna van Laak)
Katja Strippel
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Vorgefühl der nahen Nacht
Laurent Seksik
Blessing (2011)
239 S.
fest geb.