Die Kairo-Affäre
Während eines sehr privaten Abendessens mit seiner Ehefrau Sophie wird in Budapest der amerikanische Diplomat Emmett Kohl von einem kaltblütigen Killer in einem Lokal erschossen. Kurz vor seinem Tod hat er sich mit einem Analytiker der CIA getroffen,
der extra aus dem Hauptquartier angereist war. Dieser ist ebenso spurlos verschwunden wie mehrere Aktivisten der libyschen Oppositionsbewegung. Die Spuren führen nach Kairo, wo Emmett Kohl früher stationiert war und seine Frau eine heftige Affäre hatte. - Wer glaubte, der Spionageroman sei nach dem Zusammenbruch des früheren Ostblocks seiner wesentlichen Themen beraubt, liegt falsch. Diesen Nachweis führt Steinhauer mit dem vorliegenden Roman, der nicht zu seiner Trilogie um Milo Weaver gehört. WikiLeaks, der aufkeimende Arabische Frühling und Rückblenden in den Jugoslawienkonflikt der 1990er Jahre verwischen das klassische Freund-Feind-Schema. Die Geheimdienste agieren in einer regelrechten Parallelwelt, es gibt keine Gewissheiten mehr, keine Geheimnisse und Information ist die heißeste Ware. Ein unheimlich spannender, vielschichtiger Roman mit interessanten Protagonisten, der sich mit den besten Werken von John Le Carré messen kann. Für alle Büchereien möglich. (Übers: Rudolf Hermstein)
Marion Sedelmayer
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Die Kairo-Affäre
Olen Steinhauer
Blessing (2014)
493 S.
fest geb.