Nach dem Winter

Der Titel bezieht sich auf eine kurze Affäre zwischen dem Lektor Claudio aus New York und der mexikanischen Studentin Cecilia, die von einem Stipendium in Paris lebt. Die Beziehung existiert nur wenige Wochen, bis Cecilia die zwanghaften Züge in Nach dem Winter dem gebürtigen Kubaner entdeckt. Er hat zu diesem Zeitpunkt eine feste Beziehung zu Ruth. Er verliebt sich womöglich nur deshalb in die kontinentweit entfernte Cecilia, weil er Angst vor einer festeren Bindung hat. Cecilia schätzt zu diesem Zeitpunkt ihren Nachbarn Tom, der an einer unheilbaren Krankheit leidet und für längere Zeit in Sizilien Aufenthalt genommen hat. Er taucht kurz nach dem Ende der Affäre wieder auf, es entwickelt sich eine Beziehung, bis zu seinen letzten Stunden im Krankenhaus. Claudio reagiert auf die Trennung von Cecilia mit einem exzessiven Marathontraining. Bei einem Lauf verunglückt er und verliert ein Bein. Mit viel Geduld überzeugt ihn Ruth, dass er mit seinem Handicap am besten in ihrer Wohnung lebt. - Nettel verwandet die scheinbar flammende Liebe zwischen Claudio und Cecilia in einen Wendepunkt in beider Leben. Cecilia kann ihr depressives Nichtstun überwinden und sich einem Mann zuwenden, der außerordentlich viel Hilfe braucht. Claudio akzeptiert, dass nicht er allein der Macher ist, sondern eine Beziehung auf Geben und Nehmen beruht. - Beide Hauptfiguren wirken mit ihren ausgeprägten Eigenarten nicht sonderlich sympathisch, besonders in den Anfangskapiteln. Wer das Buch dennoch nicht aus der Hand legt, kann das Reifen zweier Menschen in ihrer Liebesfähigkeit mitverfolgen. (Übers.: Carola Fischer)

Pauline Lindner

Pauline Lindner

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Nach dem Winter

Nach dem Winter

Guadalupe Nettel
Blessing (2018)

344 S.
fest geb.

MedienNr.: 879865
ISBN 978-3-89667-613-9
9783896676139
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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