ADHS - na und?
"Immer, wenn ein Kind mit den Buchstaben A-D-H-S in Verbindung gebracht wird, sollte das Denken anfangen, nicht aufhören", zitiert der Psychotherapeut Helmut Bonney den Sozialpsychiater Arthur Cohen zu Beginn des ersten Kapitels. Nach diesem Motto stellt Bonney als erstes klar, dass nicht jedes Kind, das sich auffällig verhält, auch unter der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung leidet. Da in Deutschland drei bis fünf Prozent der Grundschulkinder diese Diagnose unter teils dubiosen Umständen erhalten, beleuchtet er auf 138 Seiten die wichtigsten Aspekte, u.a.: Diagnose, körperliche Entwicklung, medizinische Untersuchungen, Medikation, hilfreiche Strategien. Viele Fallbeispiele zeigen auf, welche therapeutischen Möglichkeiten zur Verfügung stehen. Für Übungen im Haus und draußen werden Tipps gegeben. So erklärt der Autor etwa, was ein AD(H)S-Kind mit dem Backgammon-Spiel trainieren kann. Das Kernstück des Ratgebers für Eltern und Pädagogen sind die Erläuterungen zur Bedeutung einer differenzierten Diagnostik sowie der Blick auf die Rolle unserer schnelllebigen Zeit. Schon der Titel zeigt im Übrigen Bonneys positive Grundhaltung den ADHS-Patienten gegenüber. Statt ihre Defizite zu betonen, streicht er ihre Stärken heraus. Der Ratgeber ist auch für Laien in einer gut verständlichen Sprache geschrieben und bietet einen fundierten Einstieg in das komplexe Thema. Empfohlen für alle Büchereien.
Carmen Planas Balzer
rezensiert für den Borromäusverein.
ADHS - na und?
Helmut Bonney
Auer (2012)
Lebenslust
139 S. : Ill.
kt.