Die Schwester
Trostlosigkeit macht sich breit in der kleinen Pension in den Bergen: statt weihnachtlicher Schneepracht hält trübes Regenwetter die zusammen gewürfelte Gesellschaft im Haus. Im Hintergrund tobt der 2. Weltkrieg und liefert die Metapher zu Zerstörung und Tod. Der Selbstmord eines Paares unterbricht die Eintönigkeit und wird zum Katalysator für einen ersten Gedankenaustausch zwischen dem Meister-Pianisten Z und dem Schriftsteller. Als nach dem Tod Zs dessen Tagebuch den Schriftsteller erreicht, wird dieser mit Zs bestürzendem Ringen um die Essenz menschlichen Daseins konfrontiert. Z zeichnet den Weg aus dem Leben in eine geheimnisvolle Krankheit auf und seine verbotene Liaison mit einer Frau. Er setzt sich auseinander mit der verstörenden Macht der Musik und dem Rausch der Opiate, mit Liebe und Leidenschaft, mit Fragen nach Gott und dem Sinn des Lebens. Es ist ein Roman, der sich eher zum Lesen als zum Hören eignet. Zu flüchtig vergeht das gesprochene Wort und nimmt die Wucht der Gedanken mit, ohne dass sich der Hörer selbst damit auseinander setzen kann. Auch der meisterhafte Vortrag des Sprechers hilft dabei nur wenig, zu viel geht beim bloßen Zuhören verloren. Als Hörbuch nur dann empfehlenswert, wenn dem Nutzer das Lesen nicht möglich ist, und für sehr erfahrene Hörer/Leser. Anmerkung: "Die Schwester" ist eine der vier Ordensfrauen, die den Kranken Z betreuen, selbst todkrank holt sie Z auf dem Höhepunkt seiner Krise ins Leben zurück, verstärkt aber dessen verzweifelte existentiellen Fragen und gibt ihm nur teilweise Antworten.
Lotte Schüler
rezensiert für den Borromäusverein.
Die Schwester
Sándor Márai. Gelesen von Heikko Deutschmann
Audiobuch (2011)
6 CD (ca. 446 Min.)
CD