Anders nicht falsch
Die Entdeckung vor einigen Jahren, dass sie im autistischen Spektrum lebt, hat Maria Zimmermann grundlegende Einsichten und Erklärungen zu ihrem bisherigen, mit Schwierigkeiten und großen Problemen belasteten Leben gegeben. Vieles konnte sie so im
Rückblick für sich verstehbar machen, aber sie fand keine passende Literatur, mit der sich das Verständnis vom Leben im autistischen Spektrum anderen näherbringen ließ. Und so hat sie ihre Welt in Wort, Schrift, Farben und Bildern beschrieben und zusammengestellt und auf diese Weise einen ganz einzigartigen Einblick geschaffen im Hinblick auf Sprache, Gefühle, kognitive und sensorische Fähigkeiten, Motorik, Umgang mit anderen und vieles mehr. Die Beschränkung bei der Illustration auf Grundfarben wie gelb, rot, blau und die immer schematisierten Darstellungen machen deutlich, wie autistisches Denken mit Reduzierungen arbeitet und arbeiten muss, um Überflutungen und ein Zuviel an Reizen zu vermeiden. Eine andere Wahrnehmung sowie ein anderes Begreifen und Kommunizieren mit der Welt wird so auch Leser:innen, die nicht im autistischen Spektrum leben, erfahrbar gemacht. Die Darstellung eines Gefühlskreises verdeutlicht sehr eindringlich die fehlenden Feinheiten und Nuancen von autistischen Menschen. Zimmermann sieht schlussendlich alle Menschen in einem vieldimensionalen Spektrum, in dem alle Mehrheiten, Minderheiten, neurologischen Auffälligkeiten, Sexualitäten, Gender und Glaubensrichtungen ihren Platz haben. – Ein sehr bemerkenswertes Buch schon für Leser:innen ab 14 Jahren und für alle, die sich auf ungewöhnliche Weise dem Thema Autismus aus der Sicht eines Menschen im autistischen Spektrum nähern mögen. Anders nicht falsch gilt für den gesamten Inhalt des Buches. Sehr empfohlen für am Thema interessierte Leser:innen.
Annemarie Schreibert
rezensiert für den Borromäusverein.

Anders nicht falsch
Maria Zimmermann
Kommode Verlag (2024)
219 Seiten : zahlreiche Illustrationen (farbig)
fest geb.