Eiszeiten
Er hat unzählige Medaillen bei internationalen Meisterschaften und Olympischen Spielen gewonnen, dennoch ist der ehemalige Eiskunstläufer und jetzige Trainer Ingo Steuer in der breiten Öffentlichkeit eher als enttarnter Stasi-Spitzel denn als erfolgreicher Sportler bekannt. Fatal für einen ehrgeizigen Menschen, der sein gesamtes Leben dem geliebten Sport verschrieben hat und als Trainer-Koryphäe international höchstes Ansehen genießt. Seine Erinnerungen, quasi die Halbzeitbilanz seines Lebens, fokussieren dann auch fast ausschließlich auf das Sportliche: die vielen Höhe- und wenigen Tiefpunkte einer Karriere, die in der DDR begann und im wiedervereinten Deutschland mit dem Weltmeistertitel gekrönt wurde, den er 1997 mit Mandy Wötzel gewann. Dem kritischen Leser mag es missfallen, dass Steuer nur am Rande auf (sport)politische Themen wie Doping oder seine Stasimitarbeit eingeht (hierzu verweist er mit einem Internet-Link auf die "Akte Ingo Steuer"), aber er gibt einen einzigartigen Einblick in den harten Alltag einer Sportart, die wie kaum eine andere Kunst und Athletik vereint und immer noch einen Glamour-Faktor hat. Im Endeffekt, und daraus macht Steuer keinen Hehl, ist "Eiszeiten" ein Buch für seine Fans. Schade, dass die vielen erinnerungsträchtigen Fotos qualitativ schlecht wiedergegeben sind. - Für Büchereien jeder Größe möglich.
Susanne Steufmehl
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Eiszeiten
Ingo Steuer
Weltbuch (2014)
268 S. : zahlr. Ill. (z.T. farb.)
kt.