Lady Death

Jung, hübsch, weiblich, intelligent - und kaltblütig. Ljudmila Pawlitschenko, 1916 in der Ukraine geboren, kam durch die Arbeit in einer Waffenfabrik zu ihrem Beruf, ja man möchte fast sagen, ihrer Berufung. Von dort aus ergab sich der Eintritt Lady Death in einen Schützenverein, wo sie zur Scharfschützin ausgebildet wurde. Nach Hitlers Überfall auf Russland brach sie ihr Geschichtsstudium ab und meldete sich freiwillig zum Kriegseinsatz. Zuvor hatte sie jedoch "Testabschüsse" zu absolvieren und eliminierte zwei rumänische Offiziere. Innerhalb eines Jahres erschoss sie 309 (verbürgte) feindliche Soldaten und erlangte so höchsten Ruhm. Die sog. "Geißel der Deutschen" - der verhasste Gegner hatte ihren Liebsten und ihr russisches Volk auf dem Gewissen - fühlte sich nie als Heroin, sondern tat einfach gewissenhaft ihre "Arbeit". So erzählt sie auch in ihrer Biografie sachlich-kühl von ihrer Zeit in der Eliteeinheit. Richtig leidenschaftlich wird sie nur, wenn sie über die Vorzüge ihres Gewehrs spricht. Nach einer Verletzung wird sie 1942 aus den Kampfhandlungen genommen und von Stalin persönlich in einer Studentendelegation eingesetzt, die auf Reisen in die USA, Kanada und England Spenden sammeln sollte. Allerorten war das Interesse an "Lady Death" groß, und so traf sie auf einer dieser "PR-Touren" auch auf Eleanor Roosevelt, die Gattin des US-Präsidenten, mit der sie in der Folge eine jahrelange Freundschaft verband. - Die Biografie ist, wenn auch in einem relativ unterhaltsamen Ton gehalten, schwere Kost. So scheint es für die Autorin ein größeres Problem gewesen zu sein, bei einem festlichen Diner mit Eleanor Roosevelt auf Stöckelschuhen gehen zu müssen, als einen Menschen zu eliminieren. Ihre Waffe sah sie als "heiliges Objekt" und die Aussage, Tiere würde sie verschonen, denn sie könnten sich nicht erwehren, lässt einem schier das Blut in den Adern gefrieren. Dennoch mag das Buch ein Beitrag sein, die unglaublichen Gräuel des Krieges in ihrer ganzen Drastik darzustellen und so zu sagen: Nie wieder!

Sabine Tischhöfer

Sabine Tischhöfer

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Lady Death

Lady Death

Ljudmila Pawlitschenko
Ed. Förg (2018)

397, [16] S. : Ill.
fest geb.

MedienNr.: 898041
ISBN 978-3-933708-86-1
9783933708861
ca. 19,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Bi
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