Der Affe von Hartlepool
Als 1814 ein französisches Kriegsschiff im Sturm vor der nordostenglischen Küste sinkt, wird das Schiffsmaskottchen, ein Schimpanse in Franzosenuniform, als Überlebender an den Strand von Hartlepool geschwemmt. Die einfältigen und vor Hass auf ihren Feind blinden Bewohner halten den Affen für einen französischen Spion, fangen ihn ein, machen ihm den Prozess und richten ihn schließlich unter großem Tamtam hin. Nur ein Mädchen sieht die Sache anders, doch wer will der dummen Kleinen schon glauben? In einem zweiten Erzählstrang erleben die Kinder des Dorfes das Geschehen, ihnen gesellt sich der schüchterne Sohn eines durchreisenden Arztes und ein überlebender Schiffsjunge, der seine Herkunft lieber verschweigt, hinzu. - Die Geschichte, die auf einer populären britischen Legende beruht, ist ein Lehrstück der Folgen von Fremdenhass und Nationalismus und daher topaktuell. Zeichnerisch werden die Stimmung im Ort und die dumpf-derben Charaktere der verschiedenen Bewohner grandios in Szene gesetzt. In Frankreich preisgekrönt, verdient die Graphic Novel auch bei uns unbedingt größte Beachtung.
Siegfried Schmidt
rezensiert für den Borromäusverein.
Der Affe von Hartlepool
Text: Wilfrid Lupano. Zeichn.: Jérémie Moreau
Avant-Verl. (2013)
93 S. : überw. Ill. (farb.)
kt.