Unsichtbare Hände
Um seine Familie aus der finanziellen Misere zu reißen, riskiert Rashid die Überfahrt nach Spanien. Dort heuert er bei einer Gemüseplantage an. Unter katastrophalen Bedingungen arbeiten er und seine Kollegen, bis sie um ihren Lohn geprellt werden. Rashid schlägt sich nach Barcelona durch, wo er physisch und psychisch verelendet. Der "Held" dieser großen Graphic Novel gehört zu den Tausenden Afrikanern, die aus wirtschaftlichen Gründen ihr Land und ihre Familie verlassen, um im "Paradies" Europa ihr Glück zu suchen. Von den realen Bedingungen, unter denen sie als "Illegale" arbeiten müssen, machen sie sich keine Vorstellung; die Ausbeutung, die soziale Not, aber auch der Druck der Familien scheint grenzenlos. Das Schicksal dieser "Elenden" wird in dieser dokumentarisch angelegten Graphic Novel breit geschildert. Der Autor hat mehrere Jahre für dieses Buch recherchiert und viele Stimmen - die der Einwanderer, der Grenzbeamten, der Menschenhändler - zu Wort kommen lassen. Die Zeichnungen sind in düsteren Farben gehalten; starke Fokussierungen, Verkürzungen und Zerschneidungen der Panels bilden die psychische Verfassung des Protagonisten ab. Die Lektüre ist schmerzhaft, weil man weiß, dass Rashids Geschichte kein Einzelschicksal und sehr real ist - zumal man als Konsument von spanischen Lebensmitteln ein Glied in dieser Kette der Ausbeutung ist. In Finnland avancierte dieses Buch zum Bestseller und wurde ausgezeichnet; der appellative Charakter dieses "Berichts aus der Hölle" sollte auch im südlichen Teil Europas nicht überhört werden.
Dominique Moldehn
rezensiert für den Borromäusverein.
Unsichtbare Hände
Ville Tietäväinen
Avant-Verl. (2014)
215 S. : überw. Ill. (farb.)
fest geb.