Kafka für Afrikaner
Sofie, 19-jährige Tochter einer liberal-bürgerlichen Familie in Belgien, offenbart ihren Eltern, dass sie sich in Abou, einen jungen afrikanischen Asylbewerber aus Togo, verliebt hat. Die Eltern, keineswegs begeistert von dieser Liaison, arrangieren sich mit der Situation. Das junge Paar bezieht eine Mansarde im elterlichen Haus. Sie durchleben die Anfeindungen eines alltäglichen Rassismus, die Probleme des Miteinanders von kulturell unterschiedlich geprägter Menschen und die Abgründe eines von behördlicher Willkür geprägten Asylverfahrens. Nur ihre Hochzeit kann am Ende Abous Abschiebung verhindern. - Im autobiografisch geprägte Erstlingswerk erzählt die flandrische Autorin die Geschichte zunächst aus der Perspektive der Eltern und dann rückblickend aus Sofies Sicht. Die eher reduzierten Zeichnungen durchbrechen das klassische Panelschema immer dort, wo Emotionen ins Spiel kommen, etwa Abous Albträume der Verfolgung in Togo oder das verliebte Miteinander des Paares. Ein Nachwort erläutert das Asylverfahren in Belgien und die politische Situation in Togo. Eine gelungene Graphic Novel zu einem wichtigen Thema. Breit empfohlen.
Siegfried Schmidt
rezensiert für den Borromäusverein.
Kafka für Afrikaner
Judith Vanistendael
Reprodukt (2011)
147 S. : überw. Ill.
kt.