Faust I

In ihrem Debüt setzt sich die junge Autorin mit dem größten Werk der deutschsprachigen Literatur in Form eines Comics auseinander und verlegt das klassische Werk in die Gegenwart. Der reiche, skrupellose Manager ist von seinem Leben gelangweilt und spielt mit dem Gedanken an Selbstmord. In dieser Situation taucht Mephisto auf, verspricht rauschende Orgien, sexuelle Abenteuer und prickelnde Dates. Zeitgleich schließt Mephisto mit Gott eine Wette ab, dass er den liederlichen Faust in eine Tragödie verwickeln kann. Margarete, eine taffe, kluge Abiturientin, begegnet Faust und verliebt sich in den weltgewandten, älteren Mann. Margarete gibt sich feministisch, abgeklärt, dennoch nimmt das Geschehen eine entsetzliche Wende. Die Lesenden fiebern mit und hoffen, dass diese moderne junge Frau dem toxischen Männlichen etwas entgegensetzen kann, wird jedoch bitter enttäuscht. Die leuchtende, gouacheähnliche Farbigkeit, gelegentlich von Schwarz-Weiß oder dramatischem Blau-Rot akzentuiert, gaukelt Leichtigkeit vor. Gott, non-binär, genderfluid, erstrahlt in warmem Gelbgold. Da die Einteilung in Panels fehlt, werden Kleidung und Text der Sprechenden in gleicher Farbe gestaltet, was ruhige Orientierung bietet. Grafische Elemente wie z.B. Chat-Protokolle oder ganzseitige Szenen spielen mit humorvollen, parodistischen Elementen, die zu dem tragischen Ende einen herausfordernden Kontrast bilden. Für ein literarisch interessiertes Publikum sicher eine interessante Auseinandersetzung mit Goethes Klassiker.