Jeder geht für sich allein

Momokos Ehemann ist seit langem verstorben, ihre Kinder haben sich von ihr entfremdet und ihre jungen Enkel kennen sie nur flüchtig. So verbringt die 74-Jährige ihre gleichförmigen Tage meist im Wohnbereich ihres alten Hauses, unterbrochen nur durch Jeder geht für sich allein den gelegentlichen Besuch beim Arzt oder den Spaziergang zum Friedhof. In diesen langen Stunden drängen alte Erinnerungen und vergessen geglaubte Schichten ihrer Persönlichkeit in ihr Gedächtnis. Nach Jahrzehnten der Verwendung des Hochjapanischen etwa verfallen ihre Gedanken zunehmend wieder in ihren alten Dialekt, der in ihrer Kindheit auf dem Land allgegenwärtig war. Momoko reflektiert über die Beziehung zu ihrer Heimat, ihrem Ehemann und ihren Kindern und über die Einsamkeit selbst, bis sie fast in ihr zu versinken droht. - Der kurze, intensive Roman bietet einen tiefen Einblick in das Seelenleben und den Umgang der Protagonistin mit ihrer sozialen Isolation. Die Übertragung der Passagen von Momokos Dialekt ins Deutsche ist dabei besonders gelungen, erfordert dementsprechend aber Konzentration bei der Lektüre. Für größere Bestände zu empfehlen.

Marlene Knörr

Marlene Knörr

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Jeder geht für sich allein

Jeder geht für sich allein

Chisako Wakatake ; aus dem Japanischen von Jürgen Stalph
cass (2021)

108 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 603769
ISBN 978-3-944751-25-2
9783944751252
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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