Fliegenpapier

San Francisco, Ende der 20er Jahre: ein Detektiv, der beauftragt war, die Millionärstochter Sue Hambleton aufzuspüren, findet sie ermordet in ihrer Wohnung vor. Als Täter kommt ihr Begleiter in Frage, ein Kleinkrimineller, der Geld von ihrem Vater erpressen wollte. Doch es gibt noch weitere Verdächtige, die von dem Giftmord profitiert haben könnten. Dashiell Hammett lieferte die Vorlage dieser Kriminalgeschichte, die hier in 2. Auflage als großangelegte Graphic Novel vorliegt. Hans Hillmann, Professor für Plakatkunst, erzählt die Story in gewaltigen Schwarz-Weiß-Aquarellen, deren Sog sich kaum ein Leser verschließen können wird: menschenbevölkerte Straßenszenen, von Dekor überladene Interieurs, sonnendurchflutete Wüstenlandschaften und vor allem die ausdrucksstarken Portraits in Nahaufnahmen vermitteln eine dichte, spannungsgeladene Atmosphäre. Als Text fungieren allein kurze Dialoge; der Betrachter liest lange an den Seiten und erschließt sich somit den Fluss der Ereignisse. Die Illustrierung ist einzigartig: mit Zoomeinstellungen, Totalen und harten Schnitten funktioniert die Abfolge der Seiten wie ein Film. Dass dabei auch Bildzitate eine Rolle spielen (etwa von Hockney, Hopper, Bacon oder Kitaj, den großen anglo-amerikanischen Malern der 50er und 60er Jahre), wird das Auge von Kunstliebhabern erfreuen. "Fliegenpapier" ist ein früher Meilenstein in der Geschichte der Graphic Novel, der Dank des avant-Verlages nun wieder vorliegt und allen Comic-Interessierten wärmstens empfohlen werden kann.