Die Liebesabenteuer des Monsieur Vieux Bois

Drei Variationen von "Liebesabenteuern" versammelt dieser Band, der das beinahe vergessene Werk des ersten Comic-Zeichners vorstellt. Töpffer, Ende des 18. Jh. in Genf geboren und schon mit 47 Jahren verstorben, widmete sich in seinem Berufsleben der künstlerischen Pädagogik. Seine Bildergeschichten fanden bald großen Beifall, denn sie gaben episodenhaften Erzählungen eine "große" Form. Die in die Länge gedehnte, romanhafte Behandlung der Irrungen und Wirrungen der "Helden" barg zugespitzten Witz und Gesellschaftskritik. Die Stories erzählen von gescheiterten Heiratsabsichten oder von der Flucht vor der Ehe. Dabei wurden auch alle großen gesellschaftlichen Kräfte wie Adel, Klerus, Militär und Bürgertum mit Spott bedacht. Wie in neuzeitlichen Serien begleitet der Leser die Figuren durch skizzierte Arrangements und Settings. Es ist wahr, dass (wie der Herausgeber in seinem fundierten Vorwort betont) mit Töpffers Werken die Grundsteine der Comics und Graphic Novels gelegt wurden: aneinandergereihte Panels, die je nach erzählter Zeit gestaucht oder gedehnt werden, harte Schnitte und Gegenschnitte, handschriftliche Textpassagen, die Konzentration auf den ereignishaften Moment in einer Zeichnung, Running Gags. Vielleicht mögen uns die biedermeierlichen Themen und auch der mitunter derbe Humor etwas altbacken vorkommen. Wir haben es jedoch hier mit wertvollen kulturgeschichtlichen Dokumenten zu tun, die für die Entwicklung des Erzählens in Bildern richtungsweisend waren.