1938

Mit aufrüttelnden Textbeiträgen verschiedener Zeitzeugen, noch nie veröffentlichten Dokumenten und zahlreichen authentischen Fotografien zeigen Barbara Schieb (Historikerin) und Jutta Hercher (Dokumentarfilmerin, Autorin) eindringlich, warum die 1938 dramatischen Ereignisse des Jahres 1938 wegweisend für den Krieg und die Tragödie des Holocaust waren. In seinem Vorwort, in dem er differenziert auf dieses Jahr zurückblickt, verweist Klaus von Dohnanyi auch auf die Verantwortung jedes Einzelnen, sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen, denn auch heute sind Mut und Zivilcourage gefragt. Unsere jetzige Situation ist zwar nicht mit den Entwicklungen in der Weimarer Republik und der NS-Zeit vor 1938 identisch, gewisse Grundmuster sind aber zu beobachten. Passivität, Gleichgültigkeit und fehlender Widerstand in der deutschen und österreichischen Bevölkerung, aber auch Egoismus und mangelnder Protest auf internationaler Ebene werden für den Leser in allen Berichten und Stimmungsbildern bedrückend erfahrbar. Seien es u.a. Gewalt und Terror beim Anschluss Österreichs, brutale Ausnutzung bei der Enteignung und Vertreibung der jüdischen Mitbürger, ungemein hohe Hürden für die Emigration sowie die ablehnende Haltung fast aller Staaten bei der Aufnahme von Flüchtlingen oder die hemmungslosen Zerstörungen in den Novemberpogromen - in jedem Beispiel wird deutlich, wie schnell Freiheit, Menschlichkeit und Solidarität ihren Wert verlieren können. - Für alle Büchereien sehr empfehlenswert.

Inge Hagen

Inge Hagen

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

1938

1938

Barbara Schieb ... (Hrsg.)
Sandmann (2018)

200 S. : zahlr. Ill.
fest geb.

MedienNr.: 595750
ISBN 978-3-945543-51-1
9783945543511
ca. 15,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Ge
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