Die Präsidentin

Dieser Comic geht der Frage nach, was auf Frankreich und Europa zugekommen wäre, wenn bei der französischen Präsidentschaftswahl 2017 Marine Le Pen gewonnen hätte. Eine Familie beobachtet die Entwicklungen mit großer Sorge. Während sich die Großmutter in den noch freien Medien informiert, schreiben die Enkelsöhne einen Blog über die wahren politischen Intentionen des Front National. Doch dieser Blog kann allen noch gefährlich werden. Im Vorwort zu dieser Graphic Novel schreibt der Autor, dass er beabsichtigte zu zeigen, "welche Kettenreaktion ausgelöst wird, wenn der Front National an die Macht gelangt." Dies dürften neben den sozialen und kulturellen Verwerfungen vor allem die massive volkswirtschaftliche Krise sein, die der Austritt Frankreichs aus dem Euro-Raum bewirkt. Die machtpolitischen Spielchen, die Le Pen in den Hinterzimmern des Elyseepalasts betreibt, ähneln denen auf der großen internationalen Bühne, wenn sie Putin, Kanzlerin Merkel oder die US-Präsidentin Clinton(!) trifft. Als besonders besorgniserregend erscheint die digitale Totalüberwachung der Bürger und die finanzielle "Austrocknung" der freien Medien. Man erfährt beim Lesen dieses recht textlastigen Comics viel über die jüngste französische Geschichte und auch über den in Frankreich so stark hierarchisierten politischen Machtapparat. Die Glaubwürdigkeit speist sich aus dem verwendeten dokumentarischen Material (Fotos, Zeitungsartikel, Nachrichten), welches sich nahtlos in die Schwarz-Weiß-Zeichnungen einfügt. Zudem wird inhaltlich jegliche Fiktionalisierung vermieden, da als Grundlage allein das Parteiprogramm des FN dient. Auch außerhalb Frankreichs sollte diese gut recherchierte und auch spannende Geschichte aufmerksam gelesen werden. Nationalistische Mechanismen wirken überall.