Otto

Eine Spiegel-Performance, die ihn an einen psychischen Abgrund führt, bildet den Höhepunkt und Abschluss von Ottos künstlerischem Werk. Er zieht sich aus der Öffentlichkeit zurück und widmet sich fortan einer Kiste, in der seine Eltern seine ersten Otto 7 Lebensjahre minutiös dokumentiert haben. Otto verliert sich im Wieder-Erleben seiner Kindheit, erhofft er sich doch Aufschlüsse über die Entwicklung seines Ichs. "Erkenne Dich selbst!" könnte das Motto dieser Graphic Novel sein, wie auch die vorangehenden Arbeiten des französischen Comic-Zeichners stets die großen Fragen unserer Existenz thematisierten. Das Ich scheint in diesem Fall wie in einem Brennspiegel des Universums auch Nano-Strukturen zu bündeln, Organisationsformen, die von einem Individuum nur als Kausalketten zu konstruieren sind, um den Preis der Egozentrik und sozialen Vereinsamung. Mit der gewohnt unterkühlten Präzision setzt der Zeichner das Konzept seiner spröden Story um. Die schwarze Linie, die harten Schwarz-Weiß-Kontraste, dramatische Perspektiven und die Setzung großer Leerstellen - der Künstler beherrscht sein Metier mit Bravour. Der dokumentarische Stil der Textblöcke unterstützt den Eindruck einer geradezu philosophischen Abhandlung. Die exklusive Gestaltung mit elegantem Querformat und Schuber spielt dieser Ästhetik zu.

Dominique Moldehn

Dominique Moldehn

rezensiert für den Borromäusverein.

Otto

Otto

Marc-Antoine Mathieu
Reprodukt (2017)

81 S. : überw. Ill.
fest geb.

MedienNr.: 591634
ISBN 978-3-95640-131-2
9783956401312
ca. 20,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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