Hör nur, schöne Márcia
Mit ihrer erwachsenen Tochter Jacqueline und ihrem Freund Aluisio lebt Márcia in einer Favela in Rio. Ihre Jobs im Krankenhaus und in der Altenpflege sind aufreibend, aber noch belastender ist es für sie, dass Jacqueline sich mit einer Drogenbande eingelassen hat, die wiederum mit der Militärpolizei kooperiert. Mit allen Kräften versucht Márcia, Jacqueline vor dem kriminellen Milieu zu retten, doch bringt sie dadurch sich und Aluisio in große Gefahr. Márcia ist eine Superwoman der besonderen Art: eine Heldin, getrieben vom Wunsch nach Liebe und Glück, eine Löwenmutter, die es mit einer Drogenbande aufnimmt, eine aufopferungsvolle Krankenschwester. Sie ist es, die das Tempo dieser Story vorgibt, sie ist der Pol, um den sich die Lebensgeschichten der anderen Protagonisten ranken. Dass wir hier in kein düsteres Sozial- oder Familiendrama eintauchen, liegt an dieser großen Gestalt, aber natürlich auch an der so originellen Umsetzung dieses Krimis: die Graphic Novel liest sich wie ein Film, mit ineinanderfließenden Panels, mit klug gewählten Einstellungen, mit treffsicheren Dialogen und nicht zuletzt mit einer Dynamik, die auf Erwartungen, Spannungen und überraschende Momente setzt. Selbst die mutige Kolorierung setzt das pralle Leben der Favela in Szene, ohne Gefahr, sich einer falschen Sozialromantik hinzugeben. Kurzum: eine preisgekrönte Graphic Novel, die Liebhaber:innen dieses Mediums alles schenkt und die auch Skeptiker überzeugen wird!
Dominique Moldehn
rezensiert für den Borromäusverein.
Hör nur, schöne Márcia
Marcello Quintanilha ; aus dem brasilianischen Portugiesisch von Lea Hübner
Reprodukt (2023)
125 Seiten : farbig
fest geb.