Ferymont

Die Ich-Erzählerin, Studentin der Literaturwissenschaften aus Berlin, erlebt eine Saison als Erntehelferin in der Schweiz. In Ferymont, wo sie aufgewachsen ist und jetzt bei ihrer Tante unterkommt. Für zwei verschiedene Arbeitgeber schuftet sie bei Ferymont der Spargel-, Beeren-, Tabak- und Hühnerernte inmitten von Saisonarbeiter:innen aus Osteuropa; viele von ihnen kommen regelmäßig seit Jahren dorthin. Mit Daria freundet sie sich an, Daria, die gleichaltrig, mit Mann, Töchterchen, Mutter und Schwestern da ist, mehrere Sprachen spricht, im Winter in Moldawien als Gerichtsvollzieherin arbeitet und im Betrieb das Sagen hat. Die ihr immer wieder unter die Arme greift, wenn sie das Arbeitspensum nicht schafft, und auch andere, langsamere Arbeiterinnen nicht auflaufen lässt. Denn die Arbeitsbedingungen sind hart - insbesondere unter den Folientunneln bei drückender Hitze, wo oft wegen mangelnder Toiletten nicht ausreichend getrunken wird... Ein Kollaps der Ich-Erzählerin dort geht glimpflich aus; als sich Daria wieder einmal überständige Arbeit aufhalst, wird sie zu spät gerettet und stirbt im Krankenhaus an Kreislaufversagen. - Der Roman schildert die Gegend und ihre Menschen, Landschaft, Lebens- und Arbeitsbedingungen von Einheimischen und insbesondere den Saisonarbeiter:innen, erzählt gleichermaßen von Alltäglichem wie Dramatischem in einem steten, sehr ruhigen Fluss; sprachlich ansprechend und sehr genau. Zum Thema möglich. Lesenswert.

Elisabeth Bachthaler

Elisabeth Bachthaler

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Ferymont

Ferymont

Lorena Simmel
Verbrecher Verlag (2024)

174 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 752968
ISBN 978-3-95732-580-8
9783957325808
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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