Insel der Waisen

Jedes Mal, wenn die Glocke läutet, taucht aus dem dichten Nebel, der die Insel permanent umgibt, ein kleines, grünes Boot auf und lockt die neun Inselbewohner an den Strand. Es sind Mädchen und Jungen zwischen ungefähr drei und zwölf Jahren, die allein auf der Insel leben und sich dort eingerichtet haben. Allesamt kamen sie als Kleinkinder dorthin, erinnern sich aber kaum an ihre Vergangenheit. Auf der Insel herrschen geregelte Tagesabläufe und es gibt kaum Zwist untereinander. Ein Paradies, in dem immer die Sonne scheint, man aufeinander achtgibt und sich gegenseitig hilft. Einmal im Jahr bringt das Boot ein kleines Kind zur Insel, welches vom Zweitältesten in Empfang genommen und aufgezogen wird. Das älteste Kind steigt in Folge ungefragt in das Boot, bevor dieses wieder ablegt und im Nebel ins Nichts verschwindet. Als der Älteste, Dean, die Insel verlassen muss, nimmt die neue Älteste, Jinny, "ihr" Kind mit Namen Ess in Empfang und kümmert sich um es. Doch Jinny beginnt an vielem zu zweifeln und stellt erstmals die Insel und das Leben aller in Frage. Als der Tag kommt, an dem sie als Älteste mit dem Boot die Insel verlassen soll, rebelliert sie und bleibt. Das Leben ist fortan nicht mehr das, was es mal war. Das Wetter verändert sich, die Stimmung unter den Kindern schlägt um und es passieren kleine und große Katastrophen. Die Geschichte fesselt trotz ihres ruhigen Verlaufs von Beginn an. Man möchte Antworten auf so viele Fragen erhalten, die leider ausbleiben. Das Buch erzählt vornehmlich vom Leben auf der Insel und einer stillen Heldin, die sich traut, anders zu sein. Die Leser dürfen kein fertiges Menü erwarten, sondern werden vielmehr aufgefordert, eigene Zutaten hinzuzufügen. Eine gute Geschichte, wunderbar geschrieben, der ein Ende fehlt ... Oder doch nicht?