nette skelette
Ein Krankenhausmitarbeiter kommt zufällig an einen Röntgenapparat. Nachdem er seine Werkstatt abgesichert hat, kann er mit dem Gerät Röntgenbilder von toten Tieren erstellen, die klein genug sind, um sie als Ganzes abzulichten. Auch mit Pflanzen experimentiert er und mit der Zeit werden ihm auch die ästhetischen Qualitäten seiner Bilder immer wichtiger. Die vielen in diesem Buch versammelten Aufnahmen geben also Aufschluss über das sonst unsichtbare Innenleben von Pflanzen und kleinen Tieren. Sie sind kapitelweise nach Gliederfüßern und Weichtieren, Fischen, Amphibien, Reptilien, Vögeln und Säugetieren geordnet. Was wir zu sehen bekommen, ist spektakulär: die Statik der Stützapparate ist ein solch komplexes System, das noch auf engstem Raum (etwa bei Fledermäusen zu sehen) seine Kraft entfaltet. Besonders bei Vögeln, deren Federn eine weiche Kontur bilden, sind die Effekte der "nackten" Gerippe stark. Auch Meerestiere, wie etwa Seepferdchen, überraschen mit dem Zusammenspiel von innerem Skelett und äußerem Panzer. Der Lerneffekt dieser Bilder wird unterstützt von den schönen, beinahe poetischen Texten, die in direkter Ansprache an die Leser viele Informationen bereithalten. Was hier vermittelt wird, ist nicht nur interessant, sondern kompensiert auch das, was dem ungeübten Auge des Betrachters entgehen mag. Sich mit Skeletten zu beschäftigen, kann also, wie wir es hier vorgeführt bekommen, den Gedanken an den Tod völlig verdrängen. Stattdessen werden das Staunen und die Ehrfurcht vor den Konstruktionen der Natur in höchstem Maße gefördert. Auch die Gestaltung des Buches trägt diesem ästhetischen Empfinden Rechnung.
Dominique Moldehn
rezensiert für den Borromäusverein.
nette skelette
Arie van 't Riet & Jan Paul Schutten ; aus dem Niederländischen von Birgit Erdmann und [einer weiteren]
Mixtvision (2020)
126 Seiten : teilweise farbig
fest geb.
Borromäus-Altersempfehlung: ab 8