Chicago
Chicago in den zwanziger Jahren. Mike Hodge, Journalist der Chicago Tribune, schlägt sich mit unbedeutenden Geschichten und dramatischen Meldungen für die Lokalredaktion herum. Nebenbei ist er auf der Suche nach Hintergrundinformationen aus der Gangsterszene, die ihm einmal nützlich sein könnten. Anlaufstelle dafür ist ein irischer Blumenladen. Dort verliebt Mike sich in Annie, die Tochter des Ladenbesitzers. Eines Morgens wird Annie vor seinen Augen erschossen. Für Mike gibt es von da an nur noch ein Ziel: Er will sich an dem Mörder rächen. - Mamets Roman ist kein typischer Thriller. Es ist ein Buch voller Reflexionen der Hauptfigur über seine Zeit als Flieger im Ersten Weltkrieg, seine Liebe zu Annie, seinen Wunsch nach Rache. Die Sprache ist über weite Stellen karg und schildert eine aufs Nötigste reduzierte Handlung. Umso farbiger entwirft Mamet die Charaktere: vom Leben gezeichnete Männer und Frauen, die ihre Illusionen weitgehend verloren haben. Figuren, die sich mit Rassismus konfrontiert sehen, mit Gewalt und einem häufig unspektakulären Kampf ums Überleben. Etwas Besonderes. (Übers.: Kerstin Fricke)
Walter Brunhuber
rezensiert für den Borromäusverein.
Chicago
David Mamet
Harper Collins (2018)
384 S.
fest geb.