Im Ernstfall keine halben Sachen
Joel Monroe ist weit über 70 und lebt in einem Pflegeheim. Seit seine Frau gestorben ist, widert ihn alles an und dementsprechend grantig und unleidlich verhält er sich. Der Gedanke, seinem Leben selbst ein Ende setzen zu können, gibt ihm Trost. Für ihn scheint das Maß endgültig voll, als er den charmanten, lebensfrohen Ex-Schauspieler Frank zum Bettnachbarn bekommt, der sich von Joels Verhalten keineswegs beeindruckt zeigt. Im Gegenteil: Er schafft es, den alten Griesgram in Gespräche zu verwickeln und sein Vertrauen zu gewinnen. So erfährt er also von Joels Wunsch, sich umzubringen und findet, dass ein Selbstmord schon ein echtes Statement sein müsste, das wohlüberlegt gesetzt werden sollte. Während Joel und Frank über mögliche Selbstmordszenarien diskutieren, wächst ihre Freundschaft und Joels Lebensfreude. Es ist berührend, wie sich beide alten Herren gegen die Regularien des Heims wehren und mehrfach ausreißen, um in der Stadt etwas zu trinken und Spaß zu haben. - Erzählt wird diese Geschichte aus der Sicht Joels, der trotz seines Alters lernt, das Leben anzunehmen, Freundschaften zuzulassen und seine Beziehung zu Tochter und Enkeln neu zu gestalten. Aber auch Franks Schicksal, seine Homosexualität, seine schlimmen Kindheitserfahrungen und seine mühsam aufgebaute Fassade werden thematisiert. Mir persönlich schien dieser Roman stellenweise etwas langatmig und in seiner Botschaft ziemlich vorhersehbar. Dennoch: gute, tragikomische Unterhaltung vor allem für eine etwas ältere Leserschaft!
Barbara Nüsgen-Schäfer
rezensiert für den Borromäusverein.
Im Ernstfall keine halben Sachen
Dan Mooney ; aus dem Englischen von Andrea Fischer
Harper Collins (2020)
368 Seiten
kt.