Marilyn und ich
Im Februar 1954 tritt Marilyn Monroe in einem dünnen Seidenkleid auf einer Freilichtbühne vor US-Soldaten in Korea auf. Für die Soldaten und die Bevölkerung ist der Besuch der Berühmtheit ein Highlight im grauen Nachkriegswinter. Der Koreakrieg ist erst ein gutes halbes Jahr vorbei. Man hat Marilyn für ihren viertägigen Besuch eine junge Koreanerin als Dolmetscherin zur Seite gestellt. Alice J. Kim, eine ehemalige Kunststudentin mit passablen Englischkenntnissen, kann sich der Faszination, die Marilyn hervorruft, nicht entziehen. Sie selbst ist vom Krieg schwer traumatisiert. Kriegsgräuel, die sie beobachtet hat, und die Schuld, überlebt zu haben, lassen sie verzweifeln. Gleichzeitig fühlt sie sich verantwortlich für den Tod der Ehefrau und der Tochter ihres Geliebten. In Rückblicken erinnert sie sich an das Leben vor dem Krieg und ihr Überleben. - Die koreanische Autorin verknüpft geschickt zwei ungleiche Leben, die sich doch gar nicht so fremd sind. Eindrücklich sind die Beschreibungen der Lebensumstände während und nach dem Koreakrieg, der auch der vergessene Krieg genannt wird. In gut 200 Seiten werden zwei Liebhaber, eine Spionagegeschichte und die unvergessliche Marilyn gepackt. Lesenswert.
Susanne Emschermann
rezensiert für den Borromäusverein.
Marilyn und ich
Ji-Min Lee ; aus dem Koreanischen von Ki-Hyang Lee
HarperCollins (2020)
221 Seiten
fest geb.