Von der Notwendigkeit, den Weltraum zu ordnen

Die britische Autorin Pippa Goldschmidt bezaubert den Leser bereits durch die erste der 19 hier versammelten Kurzgeschichten. Auf 17 Seiten wird ein 14-wöchiger Kurs über Einsteins Relativitätstheorie zur zwangsläufigen und doch sehnsuchtsgefüllten Von der Notwendigkeit, den Weltraum zu ordnen Geschichte einer Affäre mit dem Professor. Die Naturwissenschaft, Frauen, die nicht ernst genommen werden, Männer, die sich zu ernst nehmen, sind der Stoff zu diesen skurril und brillant gearbeiteten Geschichten. In einer weiteren Geschichte beschreibt Goldschmidt das Leben in einer Antarktisstation, wo Neutrinos nachgewiesen werden sollen und wechselt zwischen der Banalität der Technik und dem Erfahrungshorizont des Einzelnen in dieser Eiswüste. Sätze wie "Man kann auch einfach weitermachen, ohne etwas zu wissen", mit dem diese Story schließt (S. 132), augenzwinkernde Bonmots und knappe Dialoge durchsetzen das lakonische Erzählen, das von viel Erfahrung und sprachlichem Fingerspitzengefühl zeugt. In ihren Themen ganz unserer Zeit, besonders jüngeren Akademikern verpflichtet, im Tonfall das britische Understatement mit amerikanischer Dialogtechnik verbindend (etwa in "Helden und Feiglinge") zeigt Goldschmidt jenes hohe Qualitätsbewusstsein, das im angloamerikanischen Raum die Unterhaltungsliteratur bestimmt. Und unterhaltend, erfrischend lesen sich diese Short Stories für junge wie jung gebliebene Leser allzumal. Wärmstens zu empfehlen für alle Bestände. (Übers.: Zoë Beck)

Helmut Krebs

Helmut Krebs

rezensiert für den Borromäusverein.

Von der Notwendigkeit, den Weltraum zu ordnen

Von der Notwendigkeit, den Weltraum zu ordnen

Pippa Goldschmidt
Culturbooks (2018)

223 S. : Ill.
fest geb.

MedienNr.: 593670
ISBN 978-3-95988-098-5
9783959880985
ca. 20,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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