Galatea

Galatea war einst eine Statue. Aus Marmor geformt von ihrem jetzigen Gatten Pygmalion, zum Leben erweckt von der Göttin Aphrodite. Gemeinsam bekam das Paar eine Tochter, die Galatea innig liebt. Allerdings wurden die beiden getrennt und haben sich schon einige Zeit nicht mehr gesehen. Denn Galatea lebt eingesperrt und für verrückt erklärt in einem Gefängnis hoch oben auf einer Klippe. Tag und Nacht überwacht, ist sie der Willkür ihres Gatten ausgeliefert. Doch sie fasst einen Plan und versucht auszubrechen, allein schon um ihrer Tochter ein besseres Leben zu ermöglichen. - Madeline Miller ("Ich bin Circe", "Das Lied des Achill": BP 19/703, 20/705) wählt Ovids vermeintliches Happy End als Ausgangspunkt ihrer Geschichte: Galatea wird lebendig und heiratet ihren Schöpfer Pygmalion. Doch sie entspricht nicht seinen Vorstellungen, ist nicht stumm und gehorsam, sondern hat ihren eigenen Willen. Mit klaren, deutlichen Worten erzählt Galatea ihre eigene Version der Geschichte und zeigt dabei, dass die behandelten Themen aktueller sind als auf den ersten Blick angenommen. Der kontrollierende, eifersüchtige Ehemann, die unmöglichen Schönheitsstandards, all diese Probleme existieren auch in der heutigen Gesellschaft. Miller schafft es, eine packende Geschichte zu erzählen und gleichzeitig die alten Mythen in Bezug zur Moderne zu setzten. Das Verständnis des Textes wird durch ein ausführliches Vor- und Nachwort erleichtert und die farbigen Illustrationen tragen zusätzlich dazu bei, der Geschichte Leben einzuhauchen. Insgesamt also trotz der Kürze des Buches eine gelungene und bedeutsame Erzählung, die sich nicht nur für Fans der griechischen Mythologie eignet.