Shanghai Dream

Illo ist begabte Drehbuchautorin, ihr Ehemann Bernhard ist Regisseur in Berlin. Beide verlieren 1938 ihre Arbeit, weil sie Juden sind. Sogar die Heldentaten von Illos Vater im Ersten Weltkrieg schützen ihn nicht vor Gewalt und Tod, aber er kann zuvor Shanghai Dream noch zwei Plätze auf einem Schiff für die Emigration nach Shanghai besorgen. Die Reise tritt Bernhard allein an, auch Illo fällt dem Judenhass zum Opfer. Sogar bis ins ferne Asien reicht die Macht der Nationalsozialisten, die in Japan einen treuen Verbündeten gefunden haben, der Teile des chinesischen Shanghai erobert hat. Diese Fakten sind bekannt. Weniger bekannt dürften die Restriktionen sein, unter denen auch in Shanghai die Juden litten, denn in den von Japanern besetzten Teilen der Stadt gab es Ghettos und Willkür der japanischen Militärpolizei. Diese Aspekte der Geschichte sind hier durch das fiktive Schicksal des jüdischen Regisseurs aufgearbeitet und werden so zu einer besonderen Geschichtsstunde - spannend und emotional berührend. Doch gerade, weil es hier nicht nur um ein persönliches Schicksal geht, wären einige Erklärungen zu diesem wenig bekannten Kapitel der NS-Diktatur hilfreich. Auch fehlen Erklärungen von Begriffen wie Kempeitei (von den Alliierten als japanische Gestapo bezeichnet) und Tokkeitei (Militärpolizei der japanischen Marine). So erlebt der Leser vor allem die emotionalen Aspekte, was Hass und Liebe aus Menschen machen können. Wegen der künstlerischen Qualitäten und der besonderen Geschichte empfehlenswert.

Lotte Schüler

Lotte Schüler

rezensiert für den Borromäusverein.

Shanghai Dream

Shanghai Dream

Philippe Thirault nach einer Geschichte von Edward Ryan und Yang Xie; Zeichnungen von Jorge Miguel ; aus dem Französischen von Tanja Krämling
Splitter (2020)

109 Seiten : farbig
fest geb.

MedienNr.: 602393
ISBN 978-3-96219-510-6
9783962195106
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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