Lebt wohl, Ihr Genossen und Geliebten!

1991 kam die rumänische Autorin Carmen-Francesca Banciu nach Deutschland mit ihren drei Kindern und der belastenden Vergangenheit eines Übervaters, der kommunistischer Funktionär war und über den Sturz der rumänischen Diktatur systemtreu bis zu Lebt wohl, Ihr Genossen und Geliebten! seinem Tod. Aus diesem Lebensstoff hat Banciu ein langes Gedicht gemacht, das Requiem, Geschichtslektion, Sprach- und Erinnerungsarbeit in einem ist. Nicht Hader und Hass diktieren ihr die Verse, sondern die eine unabwendbare Vater-Liebe umkreisende Sehnsucht der Tochter nach Verstehen. Was war das für einer, der für Vaterland, Partei und Familienehre jedes Opfer zu bringen bereit war, der nach dem Tod der Mutter zwei "Ersatzfrauen" hatte und bis zu seinem eigenen Tod auf die Wahrheit seiner Ideologiegenossen schwörte. Die Krankheit des Vaters sei eigentlich die "Krankheit Vater", hat Kerstin Hensel über Bancius Buch bemerkt, und das trifft es genau: Das Leiden an den familiären und politischen Lebenslügen befreit den Text, heraus kommen eindringliche Beobachtungen zu Angst und Hoffnung, Schmerz und Erinnerung, Traum und Realitätsverleugnung. Sehr zu empfehlen, ein lesenswertes Buch!

Michael Braun

Michael Braun

rezensiert für den Borromäusverein.

Lebt wohl, Ihr Genossen und Geliebten!

Lebt wohl, Ihr Genossen und Geliebten!

Carmen-Francesca Banciu
PalmArtPress (2018)

373 S.
fest geb.

MedienNr.: 595546
ISBN 978-3-96258-003-2
9783962580032
ca. 25,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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