Empty nest
Wie geht es Eltern, wenn die Kinder ausziehen? Wie erleben sie den Auszug und das Leben ohne Kinder? Adelheid Müller-Lissner befragte Elternteile, die das erlebt haben. Auch Fachleute unterschiedlicher Disziplinen kommen zu Wort. Wenn Kinder ausziehen, bleibt nicht einfach ein "leeres Nest" zurück. Das Empty-Nest-Syndrom ist eine US-amerikanische Erfindung aus den 1970er Jahren. Mit modernen Antidepressiva sollte ein "Syndrom" bekämpft werden, das eine Gefahr für die Psyche der Mütter zu sein schien, zumal es mit dem oft gleichzeitig auftretenden Klimakterium in Verbindung gebracht wurde. Dass Kinder aus dem Haus gehen, ist normal. Ablösung stellt eine Entwicklung und ein Prozess für Eltern wie für Kinder dar. Wie vielfältig er sich gestalten kann, zeigen die Berichte der Befragten. Gesellschaftliche Veränderungen, höhere Lebenserwartung und Berufstätigkeit von Eltern spielen bei der Bewältigung eine nicht unerhebliche Rolle. Das Buch bietet einen Einblick in das Leben betroffener Eltern und Kinder sowie in Studien verschiedener Fachdisziplinen. Es handelt sich nicht um einen Ratgeber, eher um eine breit angelegte Reportage zum Thema. Ab mittleren Beständen empfohlen.
Christiane Raeder
rezensiert für den Borromäusverein.
Empty nest
Adelheid Müller-Lissner
Ch. Links Verlag (2020)
205 Seiten
kt.